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Sport - 03.12.2018

Meine Ehrenkarte für Marko Grujic

Breitner darf nicht mehr auf die Ehrentribüne. Auf einen solchen Platz würde unser Kolumnist bei Hertha BSC verzichten, wenn dafür sein Liebling bleiben könnte.

Mit Marko Grujic (l.) kommt bei der Hertha meist der Erfolg.

Der Aufreger in der vergangenen Woche: Paul Breitner darf nicht mehr auf die Ehrentribüne des FC Bayern. Er hatte im Fernsehen das Gebaren des Vereins kritisiert. Nun muss er sich die Karten selber kaufen. Ältere Fußballfans werden sich vielleicht fragen: „Na und?“ Jüngere werden sich fragen: „Wer ist Paul Breitner?“ Möglicherweise wird dieser kleine Skandal auch überschätzt. Es könnte sogar sein Gutes haben, sofern Paul Breitner das Geld für reguläre Karten aufzubringen imstande ist. Denn ich kann aus eigener Erfahrung sagen, die Stimmung in den öffentlichen Blöcken ist deutlich besser als im VIP-Bereich. Das Interesse des VIP-Bereiches konzentriert sich mehr auf den VIP-Bereich selbst und weniger auf das Spielfeld, wenn Sie verstehen, was ich meine. Trotzdem zeigt der kleine Vorfall, dass es bei Bayern mächtig brodelt.

Auf der Jahreshauptversammlung wurde Präsident Hoeneß wiederholt ausgebuht. Vielen Mitgliedern geht die Selbstherrlichkeit der Vereinsspitze auf den Senkel. Zum Zeichen ihrer Verärgerung hatten Fans zur Hauptversammlung sogar eine Nordkorea-Fahne angebracht. Das finde ich allerdings witzig. Wenngleich, Kim Jong-un wäre mit Paul Breitner wahrscheinlich noch ganz anders verfahren. Da ist er mit dem erzwungenen Erwerb käuflicher Eintrittskarten vergleichsweise gut bedient. Aber immerhin – Bayern München hat auf seine Krise reagiert und nun darf also ein ehemaliger Nationalspieler nicht mehr kostenlos ins Stadion. Ob das die Probleme insgesamt lösen wird, sei mal dahingestellt.

Bei Hertha ist das Stadion so groß, dass sie dort jeden Zuschauer brauchen

In Berlin wäre so etwas ohnehin undenkbar. Niemals würden wir hier jemanden ausschließen. Auch keine Kritiker. Das Stadion ist so groß, wir brauchen hier jeden Zuschauer. Und wer kommt, bekommt auch etwas geboten. Abgesehen von einer kleinen sportlichen Delle bietet Hertha diese Saison insgesamt dynamischen, spielfreudigen Fußball. Auch der Sieg in Hannover war hochverdient. Jetzt, wo die Verletzten langsam zurückkehren, sieht alles schon wieder viel besser aus.

Ich hätte noch einen Vorschlag: Vielleicht könnte man im neu geplanten Stadion den VIP-Bereich kleiner ausfallen lassen und das dort eingesparte Geld in den Erwerb des exzellenten Leih-Spielers Marko Grujic investieren. Solange der Serbe in der Startelf stand, hat Hertha noch kein Spiel verloren. Ich bin zwar nicht Paul Breitner, obwohl ich auch schon mal Hertha BSC kritisiert habe. Aber ich erkläre hiermit öffentlich: Ich wäre sofort bereit auf meine Ehrenkarten zu verzichten, die ich leider nicht besitze. Wenn wir nur Grujic verpflichten könnten.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

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