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Sport - 05.07.2019

Olympia bleibt ein riesiger Selbstbedienungsladen

Über den jüngsten Korruptionsskandal bei Olympia braucht man sich nicht zu wundern. Helfen können nur noch radikale Maßnahmen. Ein Kommentar.

Unter Verdacht. Carlos Nuzman, Präsident des Nationalen Olympischen Komitees und Organisationschef der Sommerspiele 2016, wird…

Olympiavergaben sind wie 100-Meter-Rennen. Man muss die Nachuntersuchungen abwarten, dann erfährt man mehr darüber, wer betrogen hat. Ein gutes Jahr nach den Sommerspielen von Rio de Janeiro hat es nun deren Organisationschef erwischt. Französische Ermittler kamen ihm auf die Schliche. Noch gelte die Unschuldsvermutung, teilt das Internationale Olympische Komitee mit. Aber für Sportler gilt auch längst die Umkehr der Beweislast. Ist die Dopingprobe positiv, müssen sie gefälligst selbst Indizien für ihre Unschuld herbeischaffen. Wer soll der olympischen Organisation noch gute Absichten glauben? Sie hat ihre Glaubwürdigkeit längst verspielt.

Das Muster in diesem Fall scheint das bekannte zu sein: Stimmenkauf durch übliche Verdächtige. Der nachgewiesenermaßen korrupte Ex-Präsident des Welt-Leichtathletikverbands Lamine Diack zieht jetzt auch die Spiele von Rio mit sich in den Sumpf. Und der Weltsport steht wieder einmal als riesengroßer Selbstbedienungsladen da.

Innerhalb des Sports fehlt Verantwortlichkeit

Die aufgestellten Regeln nach dem Skandal um die Vergabe der Winterspiele 2002 in Salt Lake City reichen bei Weitem nicht aus. Jetzt helfen nur noch radikale Maßnahmen. Das IOC müsste als nächsten Schritt die namentliche Abstimmung einführen. Denn das Problem ist, dass sich im IOC und anderen großen Verbänden die Funktionäre einfach nicht verantwortlich fühlen und verantworten müssen. Ethikkommissionen können viel zu wenig ausrichten. Und wie beim Doping sind es meist staatliche Strafermittler, die Verfehlungen ans Licht bringen. Innerhalb der Sportfamilie wäre das meiste unentdeckt geblieben.

Eine effiziente Maßnahme hat das IOC indes schon ergriffen, um weitere Bestechung zu vermeiden: die Attraktivität seiner Spiele für die Bewerber so weit zu verringern, dass die Bürger in vielen Städten gar kein Interesse mehr daran haben.

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