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Sport - 07.06.2019

Was Sie über die Frauen-WM in Frankreich wissen sollten

Am Freitagabend steht das Eröffnungsspiel der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen 2019 in Paris an. In unserem WM-Check erfahren Sie alles über das Turnier.

Jetzt geht’s los: Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg und ihr Assistent Patrik Grolimund begrüßen Lena Oberdorf auf dem…

Heute beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen 2019 in Frankreich. Im Eröffnungsspiel in Paris treffen die Gastgeberinnen auf die Mannschaft von Südkorea (21 Uhr). Die wichtigsten Informationen zum Turnier auf einen Blick.

Wie läuft die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen 2019 ab?

24 Mannschaften haben sich für die WM qualifiziert. In der Vorrunde gibt es sechs Gruppen mit je vier Teams. Die Mannschaften haben keine festen WM-Quartiere, sondern reisen für jedes Spiel an einen anderen Ort in Frankreich. Neben den Gruppenersten und -zweiten kommen auch die vier besten Gruppendritten ins Achtelfinale. Das Endspiel findet am Sonntag, 7. Juli, in Lyon statt.

Nach welchen Regeln wird gespielt?

Nach den standardisierten Fußballregeln, könnte man sagen. Doch die haben sich zur neuen Saison geändert. Bei der WM der Frauen kommen die neuen Regularien erstmals bei einem großen Turnier des Fußballweltverbandes Fifa zur Anwendung. Die wohl größte Änderung betrifft die Handspielregel. Von nun an ist jedes Tor, das mit der Hand oder dem Arm erzielt wird, irregulär – unabhängig davon, ob Absicht vorliegt oder nicht.

Außerdem soll auch dann auf ein strafbares Handspiel entschieden werden, wenn eine Spielerin ihre Körperfläche „unnatürlich“ vergrößert oder den Arm über die Schulter hebt. Zwei der weiteren Änderungen: Schiedsrichterinnen können Trainerinnen und anderen Offiziellen jetzt auch die Gelbe oder Rote Karte zeigen, und bei Auswechslungen sollen die Spielerinnen das Feld an der nächstmöglichen Linie verlassen, um Zeitspiel zu vermeiden. Wie bei der Männer-WM 2018 kommt nun bei einer Frauen-WM erstmals der Videobeweis zum Einsatz.

Wer sind die Favoritinnen auf den Titel?

In den vergangenen Jahren haben sich viele Nationen im Frauenfußball stark weiterentwickelt. „Die Weltspitze ist enger zusammen gerückt“, sagt Deutschlands Verteidigerin Johanna Elsig. Sie zählt neben den Titelverteidigerinnen aus den USA auch Frankreich, Australien und England auf, die Chancen auf den WM-Titel haben. Auch das Team der Niederlande, das 2017 überraschend die Europameisterschaft gewonnen hat, könnte weit kommen. Aus Asien scheinen die Japanerinnen die besten Chancen zu haben, 2015 schafften sie es sogar bis ins Finale.

Welche Chancen hat das deutsche Team?

Viele Jahre wurden die deutschen Fans vom Erfolg der Nationalmannschaft verwöhnt und durften sich über mehrere Titel bei Welt- und Europameisterschaften sowie über die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio freuen. Die Erwartungen sind daher groß. Doch die Mannschaft hat eine chaotische Zeit hinter sich. Nach dem Viertelfinal-Aus bei der EM 2017 wurde Trainerin Steffi Jones entlassen, Horst Hrubesch übernahm interimsweise das Team. Seit November steht Martina Voss-Tecklenburg an der Linie.

Sie hat eine junge Mannschaft für das Turnier zusammengestellt, 15 Spielerinnen waren noch nie bei einer WM. Deshalb nennt Voss-Tecklenburg als Ziel die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio 2020. Dafür muss Deutschland unter die drei stärksten europäischen Teams kommen. Die Spielerinnen sind forscher als ihre Trainerin, einige sprechen vom Titel. Und beim Blick auf den Kader kann man sagen: Zum engen Kreis der Favoritinnen gehört Deutschland auch bei diesem Turnier.

Wer sind die Topstars?

Die wohl bekannteste Spielerin kommt aus Brasilien. Marta wurde bereits sechs Mal zur Weltfußballerin des Jahres gewählt. Ob sie spielen kann, ist aber unsicher. Die 33-Jährige leidet noch an einen Faserriss im hinteren Beugemuskel des linken Beines. Ein Aus von Marta wäre sehr bitter für Brasilien, das nun um den „Beugemuskel der Nation“ bangt. Auch Frankreich sorgt sich um seine beste Spielerin: Amandine Henry vom Champions- League-Sieger Olympique Lyon muss noch Rückenprobleme auskurieren.

Der WM-Kader der FrauenWeitere Bilder anzeigen
1 von 20Foto: Imagoheute 12:04Die neue Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hat ein sehr junges Team für die Fußball-WM in Frankreich zusammengestellt. Von…Zurück

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Besser geht es Henrys Teamkollegin Dzsenifer Marozsan, die im deutschen Team als Spielmacherin nahezu unverzichtbar ist. Bei den USA stechen vor allem die Stürmerinnen Alex Morgan und Carli Lloyd hervor, die das Land bereits 2015 zum Titel schossen. Ada Hegerberg, die 2018 mit dem Ballon d’Or ausgezeichnet wurde, wird Norwegen bei der WM dagegen fehlen. Sie hatte nach einem Streit mit dem norwegischen Verband, dem sie mangelnden Respekt für den Frauenfußball vorgeworfen hatte, ihren Rücktritt erklärt.

Wofür kämpfen die Spielerinnen neben dem Platz?

Um Anerkennung. Der Fall von Ada Hegerberg zeigt, dass der Kampf der Spielerinnen für Gleichberechtigung Erfolg haben kann. Nach ihrem Rücktritt verkündete der Verband, die Prämien für die Spielerinnen der Nationalmannschaft denen der männlichen Kollegen anzugleichen. Zwar reichte Hegerberg das nicht, um einen Rücktritt vom Rücktritt zu erklären, doch ihre Mitspielerinnen lobten den Schritt des Verbandes. Auch die US-Amerikanerinnen fordern gleiche Bezahlung und gleiche Arbeitsbedingungen.

Die Spielerinnen haben sogar Klage gegen den eigenen Verband eingereicht. „Gleichberechtigung ist unser Recht. Wir kämpfen für unsere Teamkolleginnen, für andere Sportlerinnen und alle Frauen auf der Welt“, sagte Stürmerin Megan Rapinoe. Immer mehr Spielerinnen einzelner Nationen melden sich geschlossen zu Wort: Anfang dieser Woche forderte die australische Nationalmannschaft öffentlich eine deutliche Prämienerhöhung für die Weltmeisterschaft in Frankreich.

Was hat Bob Marley mit der WM zu tun?

Eine der schönsten Geschichten der Weltmeisterschaft hat sich bereits im Vorfeld ereignet, denn für die jamaikanische Nationalmannschaft war der Weg nach Frankreich anfangs besonders holprig. Die sogenannten „Reggae Girlz“ bekamen jahrelang keine finanzielle Unterstützung von ihrem Verband und mussten alle Abläufe rund um ihre Fußballspiele selbst organisieren. Dann kam Cedella Marley, die älteste Tochter von Bob und Rita Marley.

Seit vier Jahren unterstützt die 51-Jährige die jamaikanischen Fußballerinnen und hilft ihnen, das nötige Geld einzusammeln. Mit Erfolg: Erstmals hat sich Jamaika für eine Weltmeisterschaft qualifiziert. „Fußball ist eine meiner Leidenschaften, und ich liebe es, die Mädchen spielen zu sehen“, sagte Marley dem britischen TV-Sender ITV vor dem Turnier.

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