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Sport - 03.11.2018

Davie Selke: „Ich bin so glücklich wie noch nie“

Davie Selke spricht über seine Entwicklung bei Hertha BSC, die schwäbische Mentalität und seine Chancen für die Nationalmannschaft.

Davie Selke, 23, hat in seiner ersten Saison für Hertha BSC zehn Tore in der Bundesliga erzielt.

Herr Selke, am Dienstag gibt Joachim Löw seinen Kader für die WM in Russland bekannt.

Wusste ich noch gar nicht.

Wissen Sie denn schon, was Sie an diesem Tag machen?

Da werde ich wahrscheinlich beim Training sein.

Welchen Stürmer würden Sie für die WM nominieren?

Gut, dass ich das nicht entscheiden muss. Sandro Wagner hat immer gut gespielt, wenn er bei den Bayern seine Chance bekommen hat. Und Mario Gomez ist beim VfB Stuttgart Leistungsträger. Er ist wichtig mit seiner Präsenz und hat eine tolle EM gespielt. Ich bin selbst gespannt.

Was ist mit Davie Selke?

(Lacht) Ich bin Realist. Ich rede nur über Dinge, die relevant sind. Eine WM-Teilnahme zähle ich nicht dazu.

Warum nicht?

Dafür war das Jahr 2017 nicht gut genug. Aber wenn ich so weitermache wie zuletzt, kann ich es bei Hertha vielleicht schaffen, eine Alternative für die Nationalmannschaft zu werden. Das ist auf jeden Fall mein Ziel.

Mit dem Heimspiel gegen Leipzig geht Ihre erste Saison bei Hertha zu Ende, ausgerechnet gegen den Klub, von dem Sie nach Berlin gewechselt sind.

 Zu dem Thema habe ich wirklich schon genug gesagt. Mein Fokus liegt darauf, dass wir einen guten Saisonabschluss hinbekommen. Ich glaube, das wird ein geiles Spiel. Es kommen viele Leute, das Wetter ist hoffentlich gut. Für den Gegner geht es noch richtig um was. Und wir können frei aufspielen.

Sie wissen aber schon, dass Herthas Fans dieses Spiel viel bedeutet?

 

Das hat man schon in der Hinrunde gemerkt, als wir dort gewonnen haben. Die Fans haben sich riesig gefreut. Jetzt haben wir wieder die Chance, sie möglichst glücklich in die Pause schicken. Auch wenn es sehr schwierig werden wird.

Wie glücklich sind Sie mit Ihrem ersten Jahr in Berlin?

Sehr glücklich – weil alles so eingetreten ist, wie ich es mit den Verantwortlichen von Hertha beredet habe. Mir war es wichtig, einen Verein zu finden, der mir Wertschätzung schenkt und vor allem Spielminuten. Deswegen bin ich nicht nach England gegangen, sondern zu Hertha. Das habe ich zu keiner Sekunde bereut. Sportlich bin ich hier so glücklich wie eigentlich noch nie.

Nicht mal bei Werder Bremen?

Bremen spielt für mich eine besondere Rolle, weil es der Start in meine Karriere war. Das war ein bisschen surreal, wie schnell es damals für mich ging. Ich war 19! Hier bei Hertha habe ich wieder erfahren, was es bedeutet, Rückendeckung zu haben. Und wie wichtig das ist. Das genieße einfach.

Hat Berlin Sie stärker als Fußballer verändert oder als Mensch?

Das kann man schwer voneinander trennen. Fußballerisch habe ich hier einen großen Schritt gemacht. Wettkampfpraxis ist das Wichtigste, die habe ich hier bekommen. Dadurch habe ich mich sportlich weiterentwickelt, bin konstanter geworden – auch wenn es für einen Stürmer immer wieder Phasen gibt, in denen er nicht trifft. In einer solchen Situation kommt es darauf an, ruhig zu bleiben und das Vertrauen in seine Qualitäten nicht zu verlieren.

Und als Mensch?

Ich weiß jetzt einfach, was ich brauche. Ein gutes Umfeld, in dem ich mich wirklich wohl fühle. Nur dann kann ich auch als Sportler meine beste Leistung bringen.

Vor Ihrem Wechsel zu Hertha haben Sie in Leipzig mit Ihrem Vater in einer WG gelebt. Könnte man sagen: In Berlin sind Sie endgültig erwachsen geworden?

Ganz falsch ist das vielleicht nicht. Mein Vater hat die ganze Leipziger Zeit mit mir durchgemacht. Das war nicht immer ganz so angenehm für ihn. Er hat das eine oder andere Mal ein bisschen was abbekommen. Aber er hat das toll gemacht. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Mein Vater ist immer noch meine wichtigste Bezugsperson, auch wenn wir jetzt nicht mehr zusammenwohnen. In Berlin ist meine Freundin zu mir gezogen. Das ist für mich als Mensch der nächste Entwicklungsschritt. Es ist sehr schön, dass sie an meiner Seite ist. Und mein Vater kommt oft genug zu Besuch.

Was müssen Sie denn heute im Haushalt machen, was Ihnen zuvor Ihr Vater abgenommen hat?

Das ist eine gute Frage. Ich muss meiner Freundin mal ein Kompliment machen. Sie hält mir komplett den Rücken frei. Die typischen Männersachen – Müll rausbringen, Getränke und Einkäufe reintragen –, die übernehme ich natürlich. Alles andere macht sie hervorragend. Wir sind ein gutes Team.

Wie sieht es mit den Veränderungen auf dem Fußballplatz aus? Spielen Sie bei Hertha anders, als Sie es beim heutigen Gegner RB Leipzig getan haben?

Der Unterschied ist, dass ich hier ein anderes Auftreten habe. Dass ich wieder das ausstrahle, was mich auch bei früheren Stationen und in den U-Nationalmannschaften ausgezeichnet hat. Als Stürmer musst du einfach wissen: Selbst wenn mal zwei Spiele nicht so gut gelaufen sind, das dritte wird wieder gut.

Täuscht der Eindruck, dass Sie Ihr Spiel auch außerhalb des Strafraums verbessert haben?

Nein, der täuscht nicht. Es ist immer noch so, dass ich ein Abschlussspieler bin und meine größten Stärken im Strafraum habe. Aber ich war auch an einigen Situationen beteiligt, in denen ich den letzten Pass vor der Torvorlage gespielt habe. Irgendwann will ich sagen können: Ich decke alle Facetten ab, die das Spiel eines Stürmers ausmachen. Daran arbeite ich, und ich glaube auch, dass ich mich da stark verbessert habe.

Zum ersten Mal in Ihrer Bundesligakarriere haben Sie zweistellig getroffen. Was bedeutet Ihnen das?

Das resultiert aus der Rückendeckung, die ich hier bekomme. Ich habe schon immer gezeigt, dass ich treffen kann, wenn man mich lässt. Deshalb freut es mich, dass ich diese Marke mal geknackt habe – und hoffe, dass ich das bestätigen kann.

Waren zehn Saisontore Ihr explizites Ziel?

Ja. Ich habe mir vorgenommen, dass ich zehn Tore machen will. Minimum. Aber das ist bei mir grundsätzlich so, dass ich vor einer Saison sage: Ich will zweistellig treffen. Ich konnte ja nicht ahnen, dass ich die ersten drei Monate ausfalle. Umso besser, dass ich es trotzdem noch geschafft habe.

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