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Sport - 02.11.2018

Die Wiederauferstehung des 1. FC Magdeburg

Der 1. FC Magdeburg lag am Boden – nun steht der einzige Europapokalsieger der DDR vor dem Aufstieg in Liga zwei. Mittendrin ein alter Rüpel: Maik Franz.

Ihre Stadt, ihr Verein, ihr Viertel, ihre Gegend. Magdeburgs Fans hoffen auf den Aufstieg in die Zweite Liga. Am Samstag findet…

Früher war Maik Franz mal einer der meistverhassten Verteidiger, weil er hart war, aber nie herzlich. Ein Abwehrspieler, der seinen Gegenspieler erst beschimpfte, bevor er ihn genussvoll abgrätschte.

Recht eingänglich beschrieb mal der Stuttgarter Stürmer Mario Gomez Franz’ Charakter auf dem Platz. „Dieses Arschloch!“, blökte er nach einem Bundesliga- Derby zwischen seinem VfB und Franz’ Karlsruhern im Februar 2008 in ein TV-Mikrofon – und schon war ein neuer badischer Held geboren. Die KSC-Fans tauften Franz respektvoll „Iron Maik“ und widmeten ihm wenig später auch eine eigene Choreographie. Franz wurde als einer der 300 Spartaner dargestellt, darunter prangte die Zeile: „Heute fress ich Euch!“. Natürlich erfanden besonders kreative Köpfe auch ein paar Maik-Franz-Liedzeilen.

„Wir lieben Maiki, den Mann aus Eisen, vor dem sich alle in die Unterhosen scheißen“, stimmte die Gegengerade im Wildpark fortan mindestens einmal pro Heimspiel an. Der Gefeierte, inzwischen 36 Jahre alt, sagt: „Gerade Karlsruhe war sportlich wie privat die schönste Zeit in meinem Fußballerleben; da mache ich keinen Hehl draus.“

„Die ganze Stadt hofft, dass wir aufsteigen“

Franz und der KSC, diese Geschichte wird vor diesem Samstag wieder vermehrt erzählt. Der frühere Stürmerschreck ist mittlerweile in Magdeburg angestellt, seiner ersten Profistation. Offiziell ist Franz dort „Assistent der Geschäftsführung“ und kümmert sich um die Kaderplanung. Sein Job ist derzeit anstrengend – auch wegen seines einstigen Herzensklubs.

Am Samstag empfängt der 1. FC Magdeburg den Karlsruher SC, Dritte Liga, Aufstiegskampf. Es geht eng zu da oben. Paderborn, Magdeburg, Wehen-Wiesbaden, Karlsruhe. Sechs Punkte liegen sie auseinander. Nur zwei steigen sicher auf und dürfen in der nächsten Saison knapp zehn Millionen Euro mehr investieren. Wie Franz den Kader zusammenstellen kann – ob für die Zweite oder Dritte Liga –, hängt von den letzten sieben Saisonspielen ab. Mit 150 Spielern habe man sich in der letzten Saison bei gleicher Ausgangslage intensiv beschäftig, sagt Franz, „man führt seine Schattenlisten, wer da draufsteht, wechselt von Woche zu Woche.“ Am Ende kamen dann zehn neue Spieler – für Liga Drei.

Diesmal soll alles anders laufen, besser. Ein Sieg gegen den KSC würde den restlichen Weg deutlich erleichtern. „Unsere Jungs haben richtig Druck. Die ganze Stadt hofft, dass wir aufsteigen“, sagt Maik Franz.

In seinem Büro direkt am Stadion hängen zwei große Bilder an der Wand. Es sind Bilder, wie sie wahrscheinlich in vielen Büros von Fußballfunktionären hängen, den Magdeburger Spirit veranschaulichen sie aber treffend: Spieler, die zusammen jubeln. Fans, die eng beieinander stehen und ihre Schals hochhalten. Magdeburg, der einzige Europapokalsieger, den die DDR hervorgebracht hat, steht und stand immer zusammen. So geht die Geschichte. Und sie wartet auf das nächste Kapitel. „Die Fans lechzen nach Erfolg, die Vorfreude ist groß. Jeder weiß: Wir können das packen“, sagt Maik Franz. Er kennt die Historie des Klubs natürlich, vom Triumph über den AC Mailand 1974 bis zum Niedergang nach der Wende. „Wir hatten lange Jahre keine guten Zeiten, waren in der Unterklassigkeit verschollen, steckten im Abstiegskampf der Regionalliga.“

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