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Sport - 21.01.2019

„Ich wusste, dass ich auf vieles verzichten muss“

Hertha-Stammspieler Arne Maier im Interview über die Verpflichtung dem Talent gegenüber, seine Zahnspange als Markenzeichen und die Kritik vom Großvater.

Shootingstar. Arne Maier ist im Mittelfeld der Hertha gesetzt.

Arne Maier ist eine der positiven Überraschungen der Bundesliga-Saison. Er hat sich mit seinen 20 Jahren bereits einen Stammplatz bei Hertha BSC erkämpft. Wir haben mit ihm gesprochen.

Herr Maier, wie gut können Sie schwimmen?
Schwimmen? Es ist gerade nicht das passende Wetter, aber sonst kann ich sehr gut schwimmen. Vor allem Brust und Rücken. Kraul geht so. Warum fragen Sie?

Weil Ihre Schwester eine ganz gute Schwimmerin gewesen sein soll.
Das stimmt. Sie war in der Jugend sehr erfolgreich, sogar Landesmeisterin in Brandenburg. Bei ihren Wettkämpfen bin ich oft in der Halle gewesen und habe zugeschaut. Aber irgendwann hat sie sich dann leider gegen das Schwimmen entschieden und sich auf ihr Abitur konzentriert.

Ihre Schwester ist sechs Jahre älter. Haben Sie damals schon einen Eindruck davon bekommen, wie viel sie für den Leistungssport investieren musste?
Eigentlich nicht, weil ich da noch ziemlich jung war. Später war sie von uns beiden diejenige, die immer in ihrem Zimmer saß und für die Schule gelernt hat. Ich war dagegen eher auf dem Fußballplatz zu finden. Schwimmen habe ich auch mal probiert – aber da war ich nur zwei Mal, dann bin ich wieder aus dem Verein ausgetreten, weil es mir einfach keinen Spaß gemacht hat. Von da an gab es eigentlich nur Fußball.

Ist es eigentlich leichter, als Jugendlicher durchzuhalten, wenn man weiß, dass sich die ganze Mühe am Ende auch finanziell auszahlen kann?
Wenn man, wie man so schön sagt, sein Hobby zum Beruf machen kann, lohnt sich die Mühe auf jeden Fall. Als ich zu Hertha gewechselt bin, wusste ich, dass ich auf vieles verzichten muss, dass ich morgens früh aus dem Haus muss, abends spät nach Hause komme und meine Freunde aus Ludwigsfelde nicht mehr so oft sehen kann. Aber so, wie es gelaufen ist, ist es schon ganz gut.

Gab es in Ihrer Karriere trotzdem mal einen Punkt, an dem Sie gezweifelt haben, ob sich der ganze Aufwand lohnt?
Die Phase, als ich dauernd Schmerzen an der Leiste hatte und die Ärzte die Ursache lange Zeit nicht gefunden haben, die war nicht einfach für mich.

Bis bei Ihnen ein Beckenschiefstand diagnostiziert und zur Korrektur eine Zahnspange verpasst wurde.
Genau. Das war ein Segen. Trotzdem bin ich froh, wenn die Spange rauskommt. Ich hoffe, im Sommer ist es endlich so weit. Wobei viele sagen, ich sollte sie drin lassen.

Wieso das?
Weil sie inzwischen mein Markenzeichen ist (lacht).

Wann ist Ihnen bewusst geworden, dass Sie ein Talent besitzen, das Sie aus der Masse heraushebt?
Als ich bei Hertha als Jugendspieler meinen ersten Fördervertrag unterschrieben habe. Da war ich, glaube ich, 14 oder 15. Aber du merkst das natürlich auch bei Turnieren in der Jugend, wenn du als bester Spieler ausgezeichnet wirst, als bester Torschütze. Und in der Jugend hast du ja fast jedes Wochenende ein Turnier.

Haben Sie es als eine Art Verpflichtung empfunden, diesem Talent gerecht zu werden?
Es gab sicher auch mal Tage, an denen du nicht so gut drauf bist und vielleicht ein bisschen weniger machst. Aber für mich war das schon eher eine Verpflichtung. Ich wusste: Fußball muss es sein. Etwas anderes gab es nicht. Und dafür, dass ich jahrelang um sechs Uhr morgens aufgestanden bin, hat es sich gelohnt.

Sie sind ein junger Bursche und bekommen von allen Seiten viel Lob. Wie verarbeiten Sie diesen Hype?
Indem ich versuche, immer meine Leistung zu bringen. Sonst steht in der Zeitung auch ganz schnell was Negatives über dich. Aber es ist nicht immer einfach, das alles richtig einzuschätzen. Natürlich helfen mir meine Freunde, mit denen ich schon zusammen im Kindergarten war, meine Familie und auch der Verein.

Michael Preetz, Herthas Manager, hat gesagt, Sie würden vielleicht eines Tages zu groß für Hertha werden. Was macht ein solcher Satz mit Ihnen?
Nichts so wirklich. Es freut mich, aber ich kann das ganz gut einordnen. Jeder Spieler hat Ziele in seiner Karriere, und mit Hertha die Champions League zu gewinnen, wird vermutlich schwer.

Und was meint Ihr Mitspieler Per Skjelbred, wenn er sagt: Arne Maier hat Fußball in seinem ganzen Körper?
Fußball ist bisher das Einzige im Leben, was ich habe. Fußball ist immer bei mir. Und überall, wo ich hingehe. Ich komme zum Training – Fußball. Ich gehe zu meinem Kumpel – Fußball. Überall ist Fußball.

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