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Sport - 14.01.2019

Kobe Bryant hört mit einem Rekord auf

Nach 20 Jahren und fünf Meisterschaften hat Kobe Bryant nun sein letztes NBA-Spiel bestritten. Und es war noch einmal ein historisches.

Kobe Bryant genoss sein letztes Spiel für die Los Angeles Lakers.

Es war eine große Show – und zu der trug Kobe Bryant auch sportlich noch einiges bei. Im letzten Spiel seiner Karriere, beim 101:96-Sieg der Los Angeles Lakers gegen die Utah Jazz, erzielte er 60 Punkt und stellte somit einen NBA-Punkterekord für diese Saison auf. Im ausverkauften Staples Center wurde Bryant von Fans und Stars wie Jack Nicholson, Jay Z und David Beckham mit Ovationen gefeiert.

Es war ein würdiges Ende für eine nahezu unglaubliche Karriere. 20 Jahre lang hatte Bryant in der NBA gespielt, viele davon als einer der dominantesten Spieler der Liga. Seine 33.643 Punkte sind die drittmeisten aller Zeiten, nur Kareem Abdul-Jabbar (38.387) und Karl Malone (36.928) haben mehr Körbe erzielt. In den Tagen vor dem Spiel gegen Utah wurden noch einmal alle seine Bestleistungen und Rekorde herausgeholt und gewürdigt: zum Beispiel die 24 Partien, in denen Bryant 50 oder mehr Punkte erzielte. Oder die 18 Nominierungen für das All-Star-Team, die fünf Titel mit den Lakers, die 20 Saisons für den lila-gelben Traditionsklub. Oder jene 81 Punkte, die er im Januar 2006 gegen Toronto erzielte, der zweithöchste Score eines Einzelspielers aller Zeiten.

Eine U-Bahnstation namens „Kobe“

Für das Spiel am Mittwochabend hatten sich knapp 500 Journalisten aus aller Welt akkreditiert, viele von ihnen mussten Bryants Abschied aus Mangel an Presseplätzen in den Katakomben der Arena verfolgen. Etliche Sportler, Stars und Vereine hatten dem 37-Jährigen im Internet ihren Respekt erwiesen. In Los Angeles wurde die U-Bahnstation Pico, ganz in der Nähe des Staples Centers, für 24 Stunden in „Kobe Station“ umbenannt. Der Rapper Kendrick Lamar verabschiedete sich mit einem gerappten Gedicht von seinem Helden.

Als Bryant vor 20 Jahren als High-School-Schüler erklärte, auf den Umweg über das College zu verzichten und direkt in die Profiwelt der NBA zu wechseln, hatten ihm viele Experten durchaus eine beachtliche Karriere zugetraut. Wie gut der 1,98 Meter große Shooting Guard aber tatsächlich werden sollte, war kaum abzusehen. Denn die Ausmaße seines manischen Ehrgeizes zeigten sich erst später.

Bryants Rücktritt war für viele ehemalige Mitspieler und Gegenspieler Anlass, etliche Geschichten über den Superstar zu erzählen. Einer erinnerte sich daran, wie Bryant beim Handshake vor dem Sprungball zu seinem Gegenspieler zu sagen pflegte: „Ich mag dich nicht. Heute werde ich dich zerstören.“ Wer im Training gegen Bryant einen Wurf traf oder ihn schlecht aussehen ließ, wurde vom Superstar sofort zum Eins-gegen-Eins-Spiel aufgefordert, die ultimative Höchststrafe. Bryants Trainingsfleiß und Akribie sind legendär, genauso wie sein Eigensinn. Im besagten 81-Punkte-Spiel gegen Toronto warf er 46 Mal aus dem Feld auf den Korb, traf 18 von 20 Freiwürfen – und kam gerade mal auf zwei Assists.

Bryant schonte niemanden – schon gar nicht sich selbst

„Kobe wollte der Beste sein“, hat sein ehemaliger Mitspieler Horace Grant über ihn gesagt. „Die meisten Spieler wollen in die NBA. Vielleicht wollen sie All-Stars werden. Vielleicht wollen sie das meiste Geld verdienen. Aber kaum einer hat die Leidenschaft und den Antrieb, um wirklich der Beste sein zu wollen. Kobe wollte das vom ersten Tag an.“

Für dieses Ziel scheute und schonte Bryant nichts und niemanden. Weder Gegenspieler noch Trainer und Mitspieler – noch sich selbst. Im Frühjahr 2013 mutete er sich allerdings endgültig zu viel: Im Saison-Endspurt weigert sich Bryant beharrlich, sich auswechseln zu lassen. Nachts studiert er den nächsten Gegner in stundenlangen Video-Sessions, Abend für Abend schleppt er sich über das Spielfeld und kann die Halle hinterher nur noch mit Krücken verlassen. Am 12. April geht Bryant kurz vor Ende des Spiels gegen die Golden State Warriors zu Boden. Seine Achillessehne ist gerissen, Kobe Bryant will das Problem auf seine ganz eigene Art lösen: Er versucht, die gerissene Sehne per Hand wieder herunterzurollen und festzudrücken. Erst nachdem er zwei Freiwürfe verwandelt hat, lässt er sich auswechseln und humpelt trotz höllischer Schmerzen ohne Hilfe in die Kabine.

Spätestens seit dieser schweren Verletzung sind seine Explosivität und Sprungkraft weitgehend verschwunden, fast die komplette vergangene Saison verpasste er nach einer Schulter-Operation. Was ihn auch nach der Ankündigung seines Abschieds im November 2015 nicht daran hindert, beharrlich den Ball zu fordern und auf den Korb zu werfen. Und am Mittwochabend lief es ja dann noch einmal genauso, wie Bryant es wollte. Er bekam den Ball oft – und er traf oft. Kein Wunder also, dass er nach seinem letzten Spiel bester Laune war.

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