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Sport - 20.11.2018

Löw ist verantwortlich für den Absturz in die Zweitklassigkeit

Der Abstieg aus der Nations League kam hoch verdient. Denn Bundestrainer Joachim Löw hat aus dem WM-Debakel die falschen Schlüsse gezogen. Ein Kommentar.

Bundestrainer Jogi Löw beim Spiel gegen Holland.

Das Länderspieljahr 2018, das gestern mit einem 2:2 gegen Holland sein Ende fand, wird für die deutsche Fußballnationalmannschaft als eines der schlechtesten in die Geschichte eingehen. Und mit ihm Joachim Löw, als der Bundestrainer, der den Schlamassel zu verantworten hat. Wie zuvor auch die guten Jahre.

Video20.11.2018, 07:54 Uhr00:58 Min.Löw trotz 2:2: ‚Macht viel Mut für das nächste Jahr‘

Doch nichts ist mehr so, wie es war. Löw ist als Weltmeistertrainer entthront und als Erneuerer längst nicht überzeugend. Der Witz an der Geschichte, dass Löw nach allem, was in diesem Jahr passierte, überhaupt noch Bundestrainer ist. Die Verbandsspitze um DFB-Präsident Grindel hat sich gleich nach dem WM-Debakel vor Löw in den Staub geworfen, als sie diesen zum Weitermachen förmlich drängte – ohne den Ansatz einer Analyse des Debakels. Bis heute hat die DFB-Spitze kein Interesse an einer vorzeitigen Auflösung des Vertrages mit Löw, den sie vor der WM unnötigerweise auf 2022 ausgedehnt hatte.

Löw hat sich ans schöne Amt geklammert

Leider hat auch Löw nicht die Verantwortung für das schlechte Abschneiden einer deutschen Mannschaft bei Weltmeisterschaften übernommen, sondern sich ans schöne Amt geklammert. Ein Amt mit viel Ansehen und zahlreichen Annehmlichkeiten, bei hoher Bezahlung und relativ wenig Beanspruchung.

Dass Löw so nicht abtreten wollte, ist aus seiner Sicht verständlich, dient aber der Sache nicht. Mit einer schwachen DFB-Spitze im Rücken konnte Löw die Diskussionen um seine Person und die Kritik an seiner Amtsführung einfach aussitzen. Wie sagte er doch nach der krachenden  0:3-Niederlage gegen Holland im Oktober zu der öffentlichen Kritik: „Wenn das alles war, halte ich es aus.“

Video20.11.2018, 07:52 Uhr01:17 Min.Sinnbild für 2018: DFB-Team im ’schlechten Film‘ gegen Holland

Im Verband fehlt ein Korrektiv zu Löw

Dass es der DFB-Spitze an sportlicher Kompetenz mangelt, ist längst kein Geheimnis mehr. Bis heute fehlt im Verband ein Korrektiv zu Löw. Also eine kompetente und angesehene Person, die  stets das Wirken des Bundestrainers kritisch hinterfragt, gerade auch in der länderspielfreien Zeit, von der es mehr als genug gibt.

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Der Abstieg aus der höchsten Spielklasse der Nations League stand schon vor dem abschließenden Spiel am Montagabend fest. Und er ist hoch verdient. Nur zwei Punkte aus vier sieglosen Spielen, magere 3:7 Tore.  Es ist ein weiterer Tiefpunkt, nach dem historischen Debakel bei der WM, nun der Absturz in die europäische Zweitklassigkeit. Auch den hat Löw zu verantworten. Zum zweiten Mal sind ihm fachliche Fehler vorzuwerfen. Bei der WM war es seine arrogante Taktik, die zu einer hochnäsigen und längst überholten Spielweise führte. Schließlich hat  Löw die falschen Schlüsse aus dem WM-Desaster gezogen. Er hielt an seinen arrivierten Spielern fest und verschleppte die notwendige Erneuerung und Verjüngung des Teams. Erst auf Druck der Öffentlichkeit ist Löw dazu übergegangen, doch ein paar junge, unverbrauchte Spieler einzubauen.

Die künftige Spielergeneration der Jahrgänge 1995 und 1996 verfügt durchaus über Potenzial. Spieler wie Joshua Kimmich, Niklas Süle, Leon Goretzka, Julian Brandt und der neue Dreiersturm Leroy Sané, Timo Werner und Serge Gnabry. Sie werden ihren Weg gehen, vielleicht sogar das deutsche Team wieder in die internationale Spitze führen. Das dann aber nicht wegen Löw, sondern trotz Löw.

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