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Sport - 24.03.2019

Unmögliches scheint nicht mehr möglich

Bei Berlins Handballern ist der Zusammenhalt aus der Hinrunde verloren gegangen. Dem Klub droht die erste titellose Saison seit 2013. Ein Kommentar.

Füchse-Trainer Velimir Petkovic steht mit seiner Mannschaft vor schweren Wochen.

Wenn sich Handballtrainer Velimir Petkovic für seine Mannschaft schämt, dann kann das nichts Gutes bedeuten. Vor allem dann nicht, wenn der 62 Jahre alte Heißsporn aus Bosnien-Herzegowina dies vor laufenden Fernsehkameras tut. Im Normalfall stellt sich ein Trainer auch bei schlechten Leistungen vor seine Spieler – doch diese Zeiten scheinen bei den Füchsen Berlin nun erst einmal vorbei.

Es ist nicht allein die Niederlage gegen Göppingen, die bei den Füchsen derzeit gehörig auf die Stimmung drückt. Es ist vielmehr das große Ganze. Eine komplette Saison, vor der nicht wenige Experten die Berliner zum ersten Mal ernsthaft zu den Titelfavoriten in der Bundesliga zählten, droht auf der Zielgeraden zu einer riesigen Enttäuschung zu verkommen. Für den seit Jahren aufstrebenden Klub könnte es die erste titellose Spielzeit seit 2013 werden.

In der Bundesliga sind die Füchse mittlerweile auf Rang sechs abgerutscht und haben in der derzeitigen Verfassung wohl keine Chance mehr auf einen Europapokalplatz. Im nationalen Pokal hat die Mannschaft zwar das Finalturnier erreicht, doch bereits im Halbfinale wartet dort ihr Angstgegner aus Kiel. Das Duell mit dem deutschen Rekordmeister, der den Berlinern das allereinzige Mal vor über acht Jahren unterlag, droht auch bei einer möglichen Finalturnierteilnahme im EHF-Pokal. Eine Mannschaft „ohne Einstellung und ohne Charakter“, wie Petkovic die Füchse am Donnerstag erlebte, würde in diesen Begegnungen wohl einiges an Prügel erleben.

Unmögliches scheint derzeit nichtmehr möglich

Dass dem Trainer nun der Kragen platzte, ist zum aktuellen Zeitpunkt auch Zeichen seiner Ohnmacht. In der von einem bösen Verletzungspech geprägten Hinrunde war es Petkovic noch gelungen, seine mit vielen Jugendspielern aufgefüllte Mannschaft von Spiel zu Spiel zu außergewöhnlichen Leistungen zu treiben (darunter die Derbysiege gegen Magdeburg und die Pokalsensation gegen die Rhein-Neckar Löwen). Doch mit der Rückkehr einiger wiedergenesener Spieler scheint der Blick von Petkovic nun zum ersten Mal auch auf das Ende dieser Saison gerichtet – und der noch vor wenigen Wochen allzu oft heraufbeschworene Geist verloren: Unmögliches scheint derzeit nicht mehr möglich.

Dass mag an der für die eingesetzten Spieler kräftezehrenden Weltmeisterschaft im Januar liegen. Aber vielleicht auch an der Stimmung hinter den Kulissen. Dass Manager Bob Hanning kurz vor der finalen Phase der laufenden Spielzeit die Umbaumaßnahmen seiner Mannschaft für die kommende Saison darlegt, wirkt im Nachhinein sicherlich etwas unglücklich. Einigen seiner Spieler wurde damit recht deutlich und zugleich recht öffentlichkeitswirksam die – für Berlin nötige – Qualität abgesprochen. Angesichts der Schwere der anstehenden Aufgaben könnte sich dies noch als Fehler erweisen.

Es liegt nun vor allem auch Velimir Petkovic selbst, einen neuen Geist zu kreieren und die passende Dynamik seines Teams wiederherzustellen. Vielleicht ist in dieser Saison Unmögliches nicht mehr möglich. Aber Mögliches – wie ein Heimsieg gegen Göppingen – doch bitte schon.

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