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Politik - 05.11.2018

Pakistanische Behörden inhaftieren Hunderte Demonstranten

Acht Jahre saß die Christin Asia Bibi in Pakistan wegen Gotteslästerung im Gefängnis. Nach ihrem Freispruch demonstrierten radikale Islamisten – und kamen selbst hinter Gitter. 0

Nach massiven Protesten von Islamisten gegen den Freispruch einer Christin in Pakistan sind Hunderte Demonstranten wegen mutmaßlichen Vandalismus festgenommen worden. „Wir haben Personen festgenommen, die verdächtigt werden, Polizisten verletzt oder privates und öffentliches Eigentum beschädigt zu haben“, sagte Basharat Ali, ein Sprecher der Polizei für die Provinz Punjab. Radikalislamische Gruppen hatten drei Tage lang protestiert, nachdem der Oberste Gerichtshof am Mittwoch die wegen Gotteslästerung verurteilte Christin Asia Bibi nach acht Jahren in der Todeszelle in Islamabad freigesprochen hatte.

Das Vorgehen der Polizei folgte auf eine Anweisung des Innenministeriums an die Provinzregierungen des Landes, Maßnahmen gegen jene zu ergreifen, die in Gewalt und Sachbeschädigungen während der Proteste involviert waren. Lokalen Medienberichten zufolge wurden in der Provinz Punjab bisher mehr als 1100 Personen in Haft genommen.

Laut einem Sprecher der Tehreek-e Labbaik Pakistan (TLP), Zubair Kasuri, sind in der Nacht zu Montag landesweit mehr als 500 TLP-Mitglieder festgenommen worden. Der radikalislamische Prediger und Anführer der TLP, Khadim Rizvi, hatte vergangene Woche zu den Demonstrationen aufgerufen.

Die Proteste endeten nach einem Abkommen der TLP mit der Regierung. Demnach will Islamabad einen Revisionsantrag gegen die Entscheidung des Obersten Gerichts zulassen und Bibi am Verlassen des Landes hindern. Nach Angaben ihres Ehemannes befindet sich die 51-Jährige weiter im Gefängnis. „Die Strategie der Regierung, das Abkommen zu missbrauchen und unsere Leute anstelle von Schurken zu inhaftieren, wird sich nachteilig auf den Frieden auswirken“, sagte TLP-Sprecher Kasuri.

Der Ehemann von Asia Bibi hat westliche Staaten inzwischen um Asyl gebeten. „Ich bitte die Premierministerin des Vereinigten Königreichs, uns zu helfen und uns, soweit möglich, Freiheit zu gewähren“, hatte Ashiq Masih laut dem britischen Sender BBC in einer Videobotschaft gesagt. In dem Video bat er auch Kanada und die USA um Hilfe, hieß es. Der Deutschen Welle hatte Masih zuvor in einem Interview gesagt, er fürchte um das Leben seiner Frau.

Der Christin Bibi war vorgeworfen worden, sich bei einem Streit mit muslimischen Frauen in ihrem Dorf abfällig über den Propheten Mohammed geäußert zu haben. Die fünffache Mutter war 2009 festgenommen und im Jahr darauf nach dem Blasphemiegesetz in dem vorwiegend muslimischen Land zum Tode verurteilt worden.

Bibis Anwalt Saiful Malook hatte Pakistan nach einem Bericht des „Express Tribune“ bereits am Samstagmorgen verlassen, da er um sein Leben und das seiner Familie fürchte. Er werde aber zurückkehren, um Bibi vor Gericht zu verteidigen, wenn das Militär ihm Sicherheit gewähre. Nach der Gerichtsentscheidung habe er sich sofort verstecken müssen, schilderte Malook. Er habe nicht einmal mehr nach Hause fahren können, um Kleidung zu holen. Sobald er am Freitag ein schon länger beantragtes Visum in den Händen hielt, habe er Pakistan verlassen und sei nach Italien geflogen.

Er habe das Mandat für die wegen Gotteslästerung angeklagte Christin aus professionellen Gründen angenommen, begründete der Anwalt sein Engagement. „Das ist keine Frage der Religion, sondern ein Fall, in dem es keine Beweise gab.“ Es habe sich schlicht um eine falsche Beschuldigung gehandelt. Im übrigen sei er „nicht gegen das Blasphemie-Gesetz an sich, sondern nur gegen dessen falsche Anwendung“. Das Recht auf freie Rede gestatte keine Beleidigungen gegen andere oder den Propheten Mohammed.

Pakistan spricht Christin frei – Islamisten fordern Tod der Richter Das Video konnte nicht abgespielt werden.
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Im überwiegend muslimischen Pakistan wird eine Christin nach einem umstrittenen Blasphemiegesetz zum Tode verurteilt. Nun kommt sie frei. Doch was Menschenrechtsaktivisten international bejubeln, bringt Islamisten auf die Barrikaden.

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